24.03.2014 – Bhutan

Nach meinem Aufenthalt im „Ananda Ayurveda Resort“ in Nordindien, fühle ich mich ausgeruht und fit. Beste Voraussetzungen also für meine Anschlussreise in den Bhutan. Bhutan befindet sich zwischen Indien und Tibet, 80% der Landesfläche liegt über 2.000 Meter und es gibt 18 Berggipfel die höher als 7.000 Meter sind. Ich bin unglaublich gespannt auf die Kultur, die Berge und die touristische Infrastruktur. Was erwartet mich? Wie leben die Menschen hier? Und wie reist man am besten durch das Land des Donnerdrachens?

Bhutan – Die atemberaubende Anreise ins Paro-Tal

Druk-Air ist die einzige Fluggesellschaft die den Flughafen im engen Paro-Tal anfliegt. Beim Check-In erhalten wir zum Glück noch Sitzplätze auf der linken Seite der Maschine, denn so hat man eine atemberaubende Aussicht auf den Mount Everest und andere 8.000er Berggipfel. Die Landung in Paro ist spektakulär, die Berghänge und die Dächer der Häuser sind zum Greifen nah! Wir werden von Leki, unserem Guide und Tashi, unserem Fahrer bereits erwartet und bekommen zur Begrüßung einen Katha (weissen Schal) umgehängt. Über eine sehr holprige Piste fahren wir nach Paro. Wir besichtigen den Paro Dzong und fünf verschiedene Hotels im 2-5* Bereich. In einem kleinen Touristen-Restaurant essen wir zu Abend und besprechen mit Leki das Programm für die kommende Woche. Wir möchten so viele Hotels wie möglich besichtigen, aber das normale Besichtigungsprogramm soll natürlich nicht zu kurz kommen. Es kommen also anstrengende Tage auf uns zu. Es ist längst dunkel wenn wir unser Hotel, das Uma Paro By COMO,  erreichen, ein schönes, traditionelles und sehr komfortables Haus. Am Kamin trinken wir einen herrlichen Begrüßungstee mit Ingwer, Zitrone und Pflaume und dann geht es ab ins Bett, die dünne Luft macht sich bemerkbar!

Auf zum Tigernest – Eine herrliche Wanderung

Erst am nächsten Morgen entdecken wir wie schön das Uma Paro gelegen ist. Während die puristische Einrichtung zu Besinnung und Erholung einlädt, sind die Natur und die herrliche Aussicht einfach überwältigend. Frisches Obst, Porridge mit Zimt und Birne, Ingwer-Zitronentee… das Frühstück ist hervorragend. Um halb 8 besichtigen wir schnell noch die Suiten und Villen des Hotels und dann geht es auf zum Taktsang Monastery (Tigernest). Das Kloster wurde am Hang einer schwarzen Felswand in 3.000 m Höhe erbaut und überragt das gesamte Tal von Paro. Es erwartet uns ein mehrstündiger Fussmarsch durch einen märchenhaften Wald. Die Sonne scheint, die Luft ist herrlich und unser Guide Leki singt entspannt bhutanische Lieder vor sich hin. Oben angekommen (3.070 meter) besichtigen wir das 1200 Jahre alte Kloster, das zu den meistverehrten Pilgerzielen des gesamten Himalayas gehört. In den Tempeln darf man nicht fotografieren. Wir setzen uns einfach in eine Ecke, geniessen die besondere, spirituelle Atmosphäre und beobachten die Mönche bei Ihren Tätigkeiten. Heute essen wir im Charo Doro, ein einfaches aber gemütliches Restaurant in der Stadt. Auch hier ist das Essen für Touristen angepasst, denn die Bhutanischen Speisen sind für uns West-Europäer viel zu scharf!

Das Ha Tal – Hier ist die Zeit stehen geblieben

Um 07:00 Uhr fahren wir Richtung Ha, ein verträumtes Tal unweit der Tibetischen Grenze, dass vor einigen Jahren noch als unerreichbar galt. Die Landschaft ist sagenhaft schön, unser Toyoata Hi-Ace ist sehr bequem und es gibt viel zu sehen unterwegs. Wir überqueren den Chele-La-Pass (3.889 m) und besprechen die Wandermöglichkeiten für unsere Gäste (z.B. zu einem Nonnenkloster oder einen Tempel). In Haa angekommen setzen wir uns eine Weile an den Straßenrand und beobachten das bunte Treiben. Die Frauen sitzen vor dem Haus und putzen Gemüse, die Männer unterhalten sich und die Kinder spielen Gummitwist. Vielen tragen die traditionelle Tracht: den Go für die Männer und Kyra für die Frauen. Mittags machen wir am Flussufer ein Picknick. Ein paar kleine Jungs spielen Fussball, die älteren üben Bogenschiessen, Bhutans Nationalsport. Es ist hier so ruhig und friedlich! Wir fahren weiter und sehen viele traditionelle Holzhäuser. Die für Bhutan so typische Bauweise ist per Gesetz vorgeschrieben. Auf den Dächern und an den Wänden werden Chilischoten getrocknet. Chilis gehören zu jeder Mahlzeit dazu, um die Menschen von innen zu wärmen. Es gibt keine Zentralheizung in Bhutan und so helfen die Schoten, den kalten Winter in den Bergen zu überstehen. Wir besichtigen den Lhakhang Karpo (weissen Tempel) und den Lhakhang Nagpo (schwarzen Tempel) und besuchen Leki´s Frau, die als Lehrerin im Ha-Tal arbeitet. Wir werden zum Tee eingeladen und ich entdecke in Ihrem Bücherregal einige Romane von Nicholas Sparks, ihren Lieblingsschriftsteller! Abends erreichen wir die Haupstadt Thimpu. Da unsere Unterkunft für heute ein wenig trostlos ist, erkunden wir die zwei Einkaufsstraßen: Stoffe, Schuhe, Lebensmittel, Souvenirs und jede Menge junge Leute, die das moderne Leben, welches in Thimpu langsam Einzug nimmt, sichtlich geniessen. Über Jahrhunderte war Bhutan von der Außenwelt abgeschnitten. In den 60er Jahren wurden die ersten Straßen gebaut, 1999 kam das Fernsehen und letzendlich das Internet ins Land. Die Aussenwelt rückt näher und ich frage mich, ob und wie lange diese einmalige Kultur erhalten bleibt.

Punakha – Über den Dochu-La Pass ins Tal der Sonne

Auf nach Punakha! Die Straße ist sehr kurvenreich und voller Schlaglöcher. Die Reisetabletten, die für Bhutan generell empfohlen werden, brauche ich dennoch nicht, denn bei 25 kmh wird einem nicht so schnell schlecht. Obwohl die Fahrten durch die Berge ewig dauern, geniesse ich die Tour sehr. Die Landschaft ist schön, es gibt viel zu sehen unterwegs und wir haben Zeit, uns über das Leben in Bhutan zu unterhalten. Unser erster Stopp ist der Dochu-La-Pass (3.088 m). Ein beeindruckendes Monument mit Chorten, Mani Mauern und Gebetsfahnen. Während der Morgennebel sich verzieht, wärmen wir uns in einem Teehaus am Bollerofen und geniessen im Anschluss den Blick auf die majestätischen 7.000er, den Masagang, Tsendegang, Terigang, Jejegangphugan, Kahnphugan, Zongaphuang und Gagkar Puensum. Besonders im Winter ist die Luft sehr klar und die Sicht auf die Bergen besonders schön. Dann fahren wir hinunter ins Punakha-Tal. Es wird immer wärmer, die Vegetation ändert sich und im Uma Punakha Hotel geniessen wir draussen in der Sonne einen herrlichen Lunch. Der Lodge-Manager führt uns durch das kleine, persönliche Haus, das mir sehr gut gefällt. Ganz am Ende des Tals gelegen, bietet es eine wunderschöne Aussicht auf die umliegenden Landschaft. Die ausgezeichnete Küche, die schönen Zimmer und der kleine, feine Spabereich machen das Haus zu einem wunderbaren Refugium. Wir wandern über eine Hängebrücke über den Fluss zum Aman-Hotel, welches wir auch besichtigen.Im Anschluss geht es dann endlich zur Punakha Dzong, angeblich der schönste in Bhutan. Jeder Dzong beherbergt die örtliche Klostergemeinschaft und das Verwaltungsbüro des jeweiligen Distrikts. Nach dem Abendessen trinken wir einen Chai in einem kleinen Imbiss. Die Familie bestaunt uns voller Neugier. Kein Wunder, denn es tut sich nicht viel in diesem kleinen Ort!

Von Punakha nach Thimpu – ein kalter Start in ein langer Tag

Heute ist bereits um 06.30 Uhr Abfahrt. Da das warme Wasser auch erst ab 06:30 fliesst, dusche ich kalt, trinke zwei Becher Kaffee und steige putzmunter ins Auto. Wir haben in einem staatlichen Hotel übernachtet, hier muss man Einschränkungen im Komfort in Kauf nehmen. Aber das Essen war gut, die Zimmer warm und ausser dem Rauschen des Flusses, hörte man nichts. Somit wurden alle Voraussetzungen für eine gute Nachtruhe erfüllt. Wir machen einen Abstecher nach Wang-Du und besichtigen den Dzong und ein weiteres Hotel bevor es wieder über die holprige Piste zurück nach Thimpu geht. Für die ca. 75 km brauchen wir 4 Stunden. In Thimpu haben wir ein Treffen mit Elisabeth Abusleme, die Leiterin des Marketing & Promotion Tourism Councel of Bhutan. Es ist interessant eine bhutanesische Behörde von Innen zu sehen und zu erfahren, wie der Tourismus hier sehr behutsam Einzug findet. Um das kleine Königreich vor Massentourismus zu schützen, müssen alle Besucher vor Einreise Ihre Unterkunft, Fahrer, Guide und Transport in einem Paket buchen. Nur dann erhält man ein Visum. Wir sehen das Folk Heritage Museum, das Handwerk-Zentrum und die National-Bibliothek. Im Nationalen Institut für Zorig Chusum (Hochschule für Kunst und Handwerk) schauen wir den Schülern über die Schulter. Wir besichtigen das Druk Hotel und checken am frühen Abend endlich ein in das luxuriöse „Taj Tashi“. Müde, verschwitzt und voller Staub werden wir empfangen. Eine halbe Stunde später sind wir zum Abendessen mit dem Salesmanager und der Inhaberin unserer Agentur eingeladen. Das Taj Tashi ist ein wunderschönes Luxus-Hotel, das Essen ist ausgezeichnet, mein Zimmer ist ein Traum. Und sobald ich das Kissen berühre, schlafe ich ein.

Auf nach Phuntsholing – eine schöne Fahrt durch die Berge

Und auch die schönste Reise nimmt irgendwann ein Ende. Wir fahren nach Phuntsholing, eine kleine Grenzstadt im Süden des Landes. Für die 175 km brauchen wir 7 Stunden. Es ist eine landschaftlich sehr schöne, aber anstrengende Fahrt durch die Berge. Vor allem für unseren Fahrer Tashi sind die schmalen Straßen, tiefe Abgründe, viele bunten indischen LKW´s, Erdrutsche und Steinschlag eine Herausforderung. Für die Kombi-Reise Sikkim-Bhutan ist dies im Moment noch die einzige und gängige Route. Es wird aber unten im Tal eine neue Straße gebaut, die Ende des Jahres fertiggestellt werden soll. In Phuntscholing übernachten wir im Hotel Lhaki, einem einfacher aber sauberen Hotel, das beste Hotel im Ort. Beim Abendessen lernen wir ein deutsch-holländisches Ehepaar kennen, das gerade aus Sikkim angereist und auf dem Weg nach Bhutan ist. Wir sind die einzigen ausländischen Gäste im Hotel und tauschen unsere Reiseerfahrungen gerne aus.

Abschied von Bhutan – Delhi und Heimreise

Am frühen morgen werden wir von unserem indischen Guide abgeholt. Wir verabschieden uns von Leki und Tashi, die den langen Weg zurück nach Thimpu fahren werden, und machen uns auf den Weg nach Indien. Sobald wir die Grenze überquert haben, sieht die Welt wieder anders aus. Lärm, Dreck, Kühe, Autos….eine kleiner Kulturschock! Aber bald fahren wir durch grüne Teeplantagen und geniessen wieder die schöne, ländliche Umgebung. Wir fliegen am Nachmittag von Bagdogra nach Delhi, wo wir abgeholt und zum Hotel „The Imperial“ gefahren werden. Es folgt eine Hotelbesichtigung und ein Treffen mit Hitesh und Rao, unseren Kollegen in Delhi. Schön, die beiden einmal persönlich kennenzulernen! Ich bin mittlerweile recht müde und würde gerne mein schönes Zimmer im „Imperial Hotel“ geniessen, aber es wartet eine Hotelbesichtigung und ein Abendessen mit den Herren Rao, Bhat und Kwatra im Oberoi-Restaurant. Das Essen ist hervorragend und die Unterhaltung nett, aber ich bin doch sehr froh um 22:00 Uhr endlich auf mein Zimmer gehen zu können. Ich lege mich für 2 Stunden hin, dann klingelt schon wieder der Wecker. Transfer zum Flughafen, Gepäck einchecken und warten bis um 03:30 Uhr mein verspäteter Flieger endlich abhebt. Von dem Flug bekomme ich nichts mit, da ich bis zur Landung in Frankfurt schlafe. Heute ist der 2. Advent. Ich bin gedanklich aber noch ganz weit weg, dort wo die Berge imposant, die Luft so klar, die Menschen so liebenswert und das Leben so anders ist…