22.05.2016 – Nepal: Wo die Berge den Himmel berühren

10 Tage Nepal: Nature, Culture & Heritage….

…und kurz vor dem Abflug ein kleiner Schock: Beim Online Check-In sehe ich, dass mein Reisepass bereits in 4 Monaten ausläuft. Oh je, Samstagabend, 20 Stunden vor Abflug, das ist eine große Herausforderung. Was nun?

Zwei Stunden und einige Telefonate später steht der Plan. Die niederländische Grenzschutzpolizei am Flughafen Twente hat sonntags ab 08:00 Uhr Dienst und stellt mir einen Notreisepass aus. Um vier Uhr morgens fahre ich los und kurz vor acht stehe ich vor einem schnuckeligen Grenzposten wo ein freundlicher, gutaussehender junger Mann mir einen Kaffee kocht und einen Not-Reisepass ausstellt. Um halb 12 Uhr bin ich wieder zuhause, stelle das Auto ab, springe ins Taxi und bin pünktlich am Schalter der Turkish Airlines. Auf dem Flug nach Istanbul gibt es ein hervorragendes Essen, einen guten Rotwein und eine große Auswahl an Filmen: Jetzt kann ich aufatmen und bedanke mich innerlich bei der niederländischen “Marechaussee”, die meine Abreise ermöglicht hat!

Ankunft in Kathmandu am frühen Morgen.

Der Transfer zum Hotel lässt keine Hochgefühle aufkommen. Das ist Indien hoch3! Der Verkehr ist unerträglich, ich traue mich kaum über die Straße. Der Bouddhanath Stupa, der größte buddhistische Tempel der Welt, bringt die Erlösung. 5 Minuten vom Hotel befindet sich diese Oase der Ruhe und Spiritualität. Ich lausche dem Mantra “Om Mani Padme Hum”, und bin sofort tiefenentspannt. Pilger, Mönche, Buddhisten, Hinduisten und Touristen…alle laufen ihre Runden um den großen Stupa, murmeln Gebete und drehen die Gebetstrommeln: Die Atmosphäre ist so magisch, dass ich mich sofort mit  Kathmandu versöhne.

Ein Affentempel, eine junge Göttin und Singen am heiligen Fluss.  

Auch an Kathmandus heiligstem buddhistischen Tempel, den Swayambhunath-Stupa aus dem 5. Jahrhundert herrscht ein fröhliches Durcheinander: Pilger bringen Opfergaben, Geschäftsleute zünden auf dem Weg zur Arbeit noch schnell eine Butterlampe an und Sadhus (heilige Wandermönche) lassen sich für ein paar Rupien fotografieren. Im Durbar-Viertel bestaunen wir die über 50 wunderschönen Gebäuden aus der Zeit der Malla Königen. Obwohl durch das Erdbeben einiges zerstört wurde, ist die Architektur einmalig.

Wir machen uns auf den Weg zum Palast der Heiligen Kumari: Kathmandu´s Kindsgöttin. Das Mädchen ist die Verkörperung von Taleju, eine Schutzgöttin, deren Geist in der Gestalt einer Jungfrau aus der Shakya-Kaste weiterlebt.

Bipin, unser Guide, ruft nach dem Mädchen: “Kumari! Zeig dich mal!” Zunächst bleibt das Fenster des Tempel-Palastes leer und dunkel. Doch dann taucht der Kopf eines Mannes auf: “Bitte senken Sie Ihre Kameras, Kumari kommt!” Und da erscheint sie: Die “jungfräuliche Göttin”, ein schwarzhaariges Mädchen, das abwesend auf uns herabblickt. Sie sprenkelt ein wenig Wasser herunter, murmelt eine Segnung und verschwindet wieder.

Kumari darf ihren Palast zweimal im Jahr verlassen und ist Göttin auf Zeit. Sobald ihre erste Periode einsetzt, verliert sie den überirdischen Status und geht als „Normal-sterbliche“ nach Hause zurück. Ein neues Mädchen übernimmt ihren Platz und so wechseln sich seit dem 16. Jahrhundert die Kumaris ab.

Eine Rikschafahrt durch die Altstadt bringt mich zunächst auf andere Gedanken. Aber bald werden wir mit weiteren für uns ungewohnten Bräuchen konfrontiert: Wir besuchen den Pashupatinath Tempel, am  Ufer des heiligen Bagmati Flusses, wo die Totenverbrennungen stattfinden. Verwandte schreiten fünfmal im Uhrzeigersinn um den Leichnam, als Zeichen der fünf Elemente Wasser, Erde, Licht, Luft und Äther. Dann darf der älteste Sohn den Scheiterhaufen anzünden. Nach ca. 3 – 4 Stunden ist die Leiche verbrannt und die Asche wird in den Fluss gegeben. Am Abend erleben wir eine „Aarti“ Zeremonie auf den Treppen am Flussufer. Beim Licht von hunderten Butterlampen wird gesungen und geklatscht, die Priester beten, Glöckchen klingeln und es duftet nach Weihrauch. Die Stimmung ist heiter am Ende gehen alle fröhlich und ausgelassen nach Hause.

Einen endlos langen Tag im Bus zum Chitwan National Park

Auf zum Chitwan National Park (176 km / 6 Stunden Fahrtzeit)! Da heute zu einem Verkehrsstreik aufgerufen wurde (gegen Verkehrsregeln im Allgemeinen und die Verkehrspolizei im Besonderen) kommen wir gut voran. Die Straßen sind wie leergefegt, ein großes Glück, denn so kommen wir schnell zum Chitwan NP, wo wir für ein Lunch und eine Site-Inspection in der Taj- Meghauli Serai Lodge erwartet werden.

Im Chitwan NP kann man Elefantensafaris, Jeepsafaris und Bootsfahrten unternehmen.  Chitwan ist bekannt für seine Nashörner, aber es gibt auch Bären, Tiger, Affen und viele Vögel. Wir besichtigen u.a. noch die Barahi Jungle Lodge, die mir besonders gut gefällt. Am späten Nachmittag machen wir uns auf dem Weg zur Tigerland Safari Lodge. Der Busfahrer kennt einen “shortcut” und so fahren wir durch Felder und Äcker an zahllosen kleinen Dörfern vorbei zur nächsten Lodge.

Elefanten- & Jeepsafari im Chitwan National Park

Um 5:15 Uhr morgens, steige ich auf den Elefantenrücken. Die Sonne geht gerade auf, die Luft ist frisch und die Landschaft schön! Wir schliddern die Uferböschungen hinunter und dann schwimmt unser Elefant ganz gemütlich durch den Fluss zum anderen Ufer, wo wir uns auf die Suche nach den Nashörnern machen. Keine Jeep-Geräusche, nur Vogelgezwitscher und das beruhigende Gemurmel vom Mahout, der den Elefanten sanft lenkt.

Nach dem Frühstück steigen wir um in den Jeep und erkunden den Park erneut. Wir sehen Vögel, Nashörner, Hirsche, Wildschweine und einen Chakal. Unseren Jeep teilen wir uns mit Patrice und Sylvie aus Frankreich, 2 leidenschaftliche  Ornitologe. So kurven wir 7 Stunden durch die Landschaft bis Patrice alle Vögel fotografiert hat. Seine Begeisterung ist ansteckend und wir freuen uns mit ihm über jeden Adler oder Kingfisher, den er entdeckt. Am Abend unternehmen wir eine Bootsfahrt. Im Licht der untergehenden Sonne stakt der Bootsführer uns geruhsam über den Fluss. Ich bin so müde, dass ich trotz des unbequemen Holzbötchens immer wieder einschlafe.

Ab in die Berge.

Wir fahren nach Pokhara (180 km, 6 Stunden Fahrtzeit). Unterwegs besuchen wir Bandipur, ein charmantes Bergstädtchen, wo man auch gut eine Zwischenübernachtung einplanen kann. Heute wird nicht gestreikt und dadurch zieht sich die Fahrt nach Pokhara  in die Länge. Samstag ist der einzige freie Tag in der Woche und abgesehen von unzähligen LKWs, machen sich viele Leute auf den Weg, um einen Tempel oder Verwandte zu besuchen.

Die Aufenthalte im Stau führen aber zu netten Begegnungen. Auf einer der Parkplätze werden wir von Frauen in bunten Saris zum Singen und Tanzen aufgefordert.

Pokhara & Annapurna Massiv

Pokhara ist Ausgangspunkt für Trekkingtouren in die Annapurna Region und liegt malerisch an einem See. Der Blick auf die Berge ist schön, die Luft ist rein und es gibt ein großes Freizeitangebot: Wandern, Trekking, Bootfahren, Paragliding oder Ultralightfliegen….

Wir besuchen das International Mountain Museum und es stehen wieder zahlreiche Site-Inspections auf dem Programm. Wir übernachten im Himalaya Front Sarangkot, wo man bei Sonnenaufgang einen herrlichen Blick auf das Annapurna Massif hat. Um 5:30 Uhr werden wir geweckt und blicken vom Balkon auf die zahlreichen 7- und 8-Tausender.

Kloster & Tempel und Berge in Dhulikhel

Nach Rückkehr in Kathmandu (210 km, 7 Stunden Fahrt) fahren wir nach Dhulikhel, wo wir in einer einfachen Berglodge übernachten. Am nächsten Tag möchten wir zum Tiger-Tempel und zum Thrangu Tashi Yangtse Gompa wandern und hoffen, dass das Wetter mitspielt. Es ist Vormonsun es regnet wie aus Kübeln.

Glück gehabt! Als wir mit unserem Guide zur Wanderung aufbrechen, hört der Regen auf und die Sonne kommt durch. Wir fahren nach Namobuddha und wandern zum neuen und etwas protzigen Kloster­komplex Thrangu Tashi Yang­tse und zum Tiger-Tempel, wo sich der Legende nach ein schauerliches Drama abgespielt hat. Die Medi­tations­halle im Kloster ist die pracht­vollste, die ich je ge­se­hen habe: Reich mit Wimpeln, Wandmalereien und riesigen Statuen ge­schmückt, bietet sie Platz für Hun­derte von betenden Mönchen.

Leider gibt es ein Foto­verbot, und da wir die einzigen Besucher und damit ziemlich auffallend waren, haben wir uns daran gehalten. Nach dem Tempel- und Klosterbesuch, gibt es einen wunderbaren Lunch mit Bergblick in einem einfachen, lokalen Restaurant.

Dann fahren wir zum Dwarikas in Dhulikel, ein hochwertiges Wellnesshotel, für die letzte Site-Inspection. Gelegen auf einem Berg, bietet es bei gutem Wetter einen wunderschönen Panoramablick auf die Gipfel der Everest-Range.

Am Abend geht es zurück nach Kathmandu, zum Hotel Tibet International, wo wir am Anfang der Reise auch schon gewohnt haben.

Zum Abschluss der Reise gönnen wir uns ein Dinner im Hotelrestaurant, aber nicht bevor wir noch einmal den Great Boudha Stupa mit seiner sakralen Atmosphäre und den herrlichen Mantren besucht haben.

Ich werde gerne nach Nepal zurückkehren. Entweder für eine Trekkingtour zum Annapurna oder Mount Everest Massif oder für eine Überland-Fahrt nach Tibet!

Hier geht es zu unserer Nepal-Rundreise.